zum Denkmal von Herzog Ernst-August für das 92er Infanterieregiment


Anfang Juni 1915 reiste der Landesherr, Herzog Ernst-August, gemeinsam mit seiner Frau Viktoria-Luise an den nordfranzösischen Kriegsschauplatz, um den "mutigen Kampf" des Braunschweiger Infanterieregiments 92 in einer Schlacht in Flandern zu feiern.  Nachdem das Herzogspaar das Schlachtfeld besucht hatte, beauftragte es Professor Wilhelm Kreis, ein Denkmal auszuführen. Trotz aller Sparmaßnahmen in der Heimat konnte das Denkmal noch im gleichen Jahr feierlich geweiht werden.

 

Braunschweig holte es 1958 auf Wunsch Belgiens nach Deutschland zurück und stellte es auf dem Hauptfriedhof am Rande des Ehrenfriedhofs für die Gefallenen des 1. Weltkriegs auf.  


In der letzten Dekade wurde in Braunschweig kontrovers um dieses vom Herzog gestiftete Denkmal diskutiert. Die Ereignisse um Roselies, wo die 92er am 22. August 1914 ihre "Feuertaufe" erlebten, wie sie sagten, sind als Kriegsverbrechen zu bewerten. Die deutschen Truppen waren völkerrechtswidrig in Belgien einmarschiert, nachdem der belgische König das Ansinnen Kaiser Wilhelms II., deutschen Truppen den Durchzug nach Frankreich zu gestatten, abgelehnt hatte. Die Soldaten fühlten sich in Roselies von belgischen Franc-tireurs (Partisanen) bedroht. Es kam zu einem Feuergefecht in dem Ort. Die Deutschen brannten eine große Anzahl von Häusern in Roselies nieder, und es gab Tote unter der Zivilbevölkerung.

 

Vor diesem Hintergrund ist es nur zu verständlich, dass die belgischen Behörden nach dem Zweiten Weltkrieg dieses Denkmal nicht länger auf ihrem Boden haben wollten. So bekam es seinen Platz auf dem Hauptfriedhof.


Roselies-Linde: "Der Opfer gedenkend die Zukunft beginnen"
Roselies-Linde: "Der Opfer gedenkend die Zukunft beginnen"

Erinnerungsort

 

Ein Aussöhnungsprozess zwischen Roselies und Braunschweig fand erst rund 100 Jahre nach den Kriegsverbrechen statt. Am 22. August 2015 (also 100 Jahre nach der Denkmalserrichtung) fand in Roselies ein Treffen von Delegationen aus Braunschweig, Rouen und Roselies statt. im Herbst 2015 beschloss der Kulturausschuss in Braunschweig, dass ein Ort der Erinnerung geschaffen werden solle auf dem ehemaligen Kasernengelände der Roselies-Kaserne, die die Nationalsozialisten gebaut und benannt hatten. An der Einweihung des kleinen Friedensparks nahm eine Abordnung aus Roselies teil. 


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