Einzelgräber ermordeter Antifaschisten

Stein 12 sagt Ihnen, dass Sie den Weg parallel zur Helmstedter Straße nehmen sollten, um einzelne Grabsteine ermordeter Antifaschisten zu finden.

 

Stein 13 führt vom Weg aus zu drei Grabplatten auf dem Rasenfeld. Von Stein 14 aus können Sie einen Abstecher zum Merges-Grab machen. Kurz vor Erreichen des Ausgangs liegt linkerhand im Feld 2a das Theisen-Grab.

 

Die halbkreisförmige Hecke rechts (Feld 1) führt zu einem anonymen Gräberfeld.

Die Nationalsozialisten überzogen im Frühjahr 1933 das Land Braunschweig mit beispiellosem Terror. 30 Menschen wurden zwischen Februar und Juli 1933 getötet, Unzählige zu Krüppeln geschlagen. Etliche Sozialdemokraten und Kommunisten wurden für Jahre in Konzentrationslager gesperrt, einige der Opfer liegen auf diesem Friedhof.

 

August Merges, Schneider, Präsident des Landes Braunschweig 1918/19, Mitglied der Nationalversammlung. 1933 war er Mitorganisator einer Widerstandsgruppe. Die Gestapo folterte ihn und zerschlug ihm das Becken. Wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ wurde er zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Er starb 1945, kurz vor Einmarsch der Amerikaner, an den Folgen der durch die Misshandlungen zugefügten Verletzungen.

 

Rudolf Claus, Dreher, Sekretär der „Roten Hilfe“ (KPD). Wegen Fortführung der „Roten Hilfe“ 1934 verhaftet und zum Tode verurteilt. 

Er wurde trotz internationaler Proteste am 17. Dezember 1935 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. (Feld 23)

Mathias Theisen, Leiter des Baugewerkbundes in Braunschweig, Stadtverordneter (SPD).

 

Er wurde am 15. März 1933 von der SS-Hilfspolizei abgeholt und stundenlang misshandelt, sodass er die letzten qualvollen Tage seines Lebens in einem Gestell hängend zubringen musste. Er starb am 10. April 1933.

 

Paul Gmeiner, Dreher, Landtagsabgeordneter (KPD). Wegen Widerstand 1933 zu 2 Jahren 9 Monaten Zuchthaus verurteilt.

 

Nach Strafverbüßung Überhaft in den Konzentrationslagern Dachau und Sachsenhausen. Dort am 18.4.1944 bei einem Bombenangriff umgekommen. (Feld 23)

Anonymes Gräberfeld

 

Bei Kriegsbeginn 1939 verordnete Hitler für unheilbar psychisch Kranke und geistig Behinderte den „Gnadentod“, andere Nationalsozialisten sprachen lakonisch von der „Vernichtung von Ballastexistenzen“. Es war ein Mordbefehl für Ärzte, dem rund 120 000 Menschen zum Opfer fielen. Die für den Tod bestimmten Kinder und Erwachsenen wurden in die Heil- und Pflegeanstalten Bernburg/Saale, Hadamar, Brandenburg/Havel, Sonnenstein bei Pirna und Hartheim bei Linz (Donau) überführt, dort getötet und eingeäschert. Die Verwandten bekamen einen Totenschein mit einer fingierten Todesursache. Die Urne mit den sterblichen Überresten erhielten die Heimatgemeinden mit der Weisung, sie anonym und in Abwesenheit der Verwandten beizusetzen.

  

Der Gedenkort auf dem Stadtfriedhof ist noch ungekennzeichnet. Die mit Hecken umsäumte Anlage im Eingangsbereich wurde seit 1921 bis heute zur Beisetzung benutzt, sie ist von heutigen Urnengräbern mit Steinwürfeln umstanden. Im hinteren Teil der Anlage linkerhand liegen Euthanasie- und KZ-Opfer (Dachau, Buchenwald, Sachsenhausen, Flossenbürg) aus den Jahren 1940 bis 1945.


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